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Adrian von Bernstorff möchte im Waldgebiet bei Osterburg einen Ruheforst einrichten. Dabei erhofft er sich die Unterstützung der Stadt.

 

Krumke l Weil Bestattungsorte in Sachsen-Anhalt nach rechtlichen Vorgaben des Landes ausschließlich in Trägerschaft von Kommunen oder Kirchengemeinden bestehen dürfen, baut Adrian von Bernstorff bei dem angestrebten Ruheforst auf die Zusammenarbeit mit der Einheitsgemeinde. Geben die Stadtväter grünes Licht, würde die Einheitsgemeinde in die Rolle des Trägers schlüpfen, während sich von Bernstorffs Forstbetrieb Krumke um die Betreibung kümmern würde.

Um die Stadtpolitiker genauer über das Vorhaben ins Bild zu setzen, führten von Bernstorff und Forstbetriebs-Geschäftsführer Ralf Abbas sie am Donnerstagabend zum designierten Ruheforst, einem Laubwald. Dort beschrieb der Besitzer ein anfangs vier Hektar großes Areal mit rund 400 Bäumen, an denen jeweils mehrere, auf die Dauer von 99 Jahren vergebene Grabstellen Platz finden sollen. Täfelchen mit Namen, Geburts- und Todesdaten sowie auf Wunsch auch noch einem Spruch an den Bäumen, ein kleiner mit Bänken versehener Andachtsplatz, Pkw-Abstellgelegenheiten ein paar Meter abseits und wenn nötig eine dezente Ertüchtigung des Weges: bei den Eingriffen in das Waldgebiet legen sich die Initiatoren größtmögliche Zurückhaltung auf. Holzeinschläge seien dort tabu, der Ruheforst soll faktisch komplett der Natur überlassen werden.

 

Das Projekt, bei dem der Waldbesitzer auf Erfahrungswerte aus der eigenen Familie zurückgreifen kann (ein Bruder betreibt seit 2007 bei Gartow einen Ruheforst), soll laut von Bernstorff mithelfen, die Bewirtschaftung des insgesamt 350 Hektar großen Bernstorffschen Waldgebietes zu finanzieren. Gleichzeitig aber berge es auch ökologische Chancen in sich. „Die dort stehenden Eichen kommen jetzt in das Alter, in dem sie geerntet werden müssten. Entsteht der Ruheforst, bleiben die Bäume aber die nächsten 99 Jahre auf Garantie unangetastet“, sagte von Bernstorff.

 

Ebenso würde die Kommune profitieren. Neben der Einnahme von Gewerbesteuern stehen auch neue Arbeitsplätze im Raum, in Krumke soll ein Büro mit zwei Stellen für den Ruheforst eingerichtet werden. Nicht zuletzt zeichnen sich im Zusammenhang mit der alternativen Ruhestätte auch für die Krumker Kirche erfreuliche Entwicklungen ab. Die Kommune hat bereits seit längerem Sanierungsarbeiten für das stadteigene Gotteshaus auf dem Zettel. Von Bernstorff sagte am Donnerstagabend zu, sich mit einem eigenen Beitrag an der Finanzierung der Sanierung beteiligen zu wollen. Das freute auch Bürgermeister Nico Schulz, der sich seit zwei Jahren mit dem Waldbesitzer im Austausch über den Ruheforst befindet. Anfangs sei er skeptisch gewesen, „doch in Gesprächen mit Bekannten habe ich festgestellt, dass dieses Angebot auf sehr großes Interesse stößt“, sagte der Bürgermeister. Schulz machte am Donnerstag deutlich, dass er die Einrichtung des Ruheforstes unterstützt, ebenso zeigten viele der bei der Vorstellung anwesenden Politiker Sympathie für das Projekt. Gibt der Stadtrat auf einer seiner nächsten Sitzungen auch offiziell grünes Licht, dürften die Planspiele schnell konkret werden. 2019 könnte der Ruheforst bei Krumke bereits Gestalt annehmen.